Themenabend Jugoslawien

Date:
Time: -

Der Auftakt zur EU in ihrer heutigen Form war der Gipfel von Maastricht im
Dezember 1991, wo der Vertrag von Maastricht ausgehandelt wurde. Auf
diesem Gipfel setzte auch das gerade wiedervereinigte Deutschland die
Anerkennung des separatistischen Sloweniens und Kroatiens durch und gab
damit den Startschuß für die Revision der Grenzen in Europa und den
Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Damit setzte sich die EU – und in ihr
Deutschland – als Richter darüber fest, welche Staaten sein dürfen und
welche nicht. Und vor allem: wie sie verfaßt zu sein haben. Sozialistische
Experimente werden nicht geduldet, ansonsten sollen sich die Regierungen
von Staaten von Gnaden der USA und der EU am besten ihre Außen-, Innen-
und Verteidigungspolitik in Brüssel, Berlin oder Washington
vorbuchstabieren lassen. Wobei es natürlich auch nicht unwichtig ist,
welcher dieser imperialistischen Hauptstädte der Vorzug gegeben wird: Das
ist der enge Spielraum, innerhalb dessen sich die Politiker der
Nachfolgestaaten Jugoslawiens bewegen können.

Es wird sich weisen, ob die Zerstörung und Neuordnung Jugoslawiens auch
als Modell für die bröselnde EU herhalten wird.

Die Zerstörung Jugoslawiens war das Exempel und die Spielwiese für die
neue Weltordnung, wie sie nach 1990 von den USA und Europa eingerichtet
wurde. Was heute als „Globalisierung“ bekannt ist, Kapitalismus weltweit
ohne wenn-und-aber, wurde erst möglich, nachdem das Haupt-Hindernis, die
Sowjetunion, abgedankt hatte. Ganz ohne Krieg ging das aber nicht ab. Ein
sich zum Sozialismus bekennender Vielvölkerstaat war ein Widerspruch, der
aufgelöst werden mußte, um eine Gemeinschaft konkurrierender
imperialistischer Staaten ins Leben zu rufen.

Außerdem einige Exkurse zu Reizwörtern im Zusammenhang mit Ex-Jugoslawien:

Srebrenica
Genozid
Kriegsverbrechen
Völkerrecht bzw. internationales Recht
Haager Tribunal

Was hat es mit all dem auf sich?

***

Struktur des Vortrags

Einleitung – Die Aktualität des Widerspruchs zwischen Nationalismus und
Supranationalismus

1. Die Zerschlagung Jugoslawiens als Auftakt zur EU-Einigung. Warum hier
getrennt und dort vereinigt werden mußte

2. Das System Jugoslawiens: “3. Weg”, “Blockfreiheit” und die Kardeljsche
Verfassug von 1974

3. Die Kriege auf dem Balkan 1991-1999

Die Rolle des Blutopfers: Vukovar und Srebrenica
Exkurse: Kriegsverbrechen
Völkerrecht
Haager Tribunal
Genozid

4. Die Entwicklung der neuen Weltordnung und die Rolle der NATO: Alle
Kriege werden heute um die Weltherrschaft ausgefochten. Was heißt das für
die Betroffenen?

Exkurs: Die Rolle der UNO im Jugoslawienkonflikt

Nachtrag: Über die Schwierigkeit des “Nation-Building” am Balkan –
nationale Symbole und Sprache als Instrumente zur Schaffung eines
Staatsvolks.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

*

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.